Fortbildungstag „Flüchtlinge bei uns – Jugendliche einbinden“
17.03.2017

Gut zwanzig interessierte Fachkräfte der Jugendbildung waren am 15. März im Jugendhaus Das CANN in Bad Cannstatt zusammengekommen, um eine vom Demokratiezentrum Baden-Württemberg organisierte eintägige Fortbildung zum Thema „Flüchtlinge bei uns – Jugendliche einbinden“ zu besuchen. Sie erprobten das Planspiel „Flüchtlinge im Schulalltag“ und wurden in das medienpädagogische Unterrichtskonzept zum Dokumentarfilm „Eine Welt in Bewegung – Stepping forward“ eingeführt.
Planspiel als Lernchance
Lehrkräfte, Multiplikatoren der Flüchtlingsarbeit, in der Schulsozialarbeit und Jugendarbeit Tätige sowie Beraterinnen und Berater aus dem Netzwerk „kompetent vor Ort. Gegen Rechtsextremismus“ ließen sich in den Bann des Planspiels ziehen und erlebten ungewohnte Perspektiven und Emotionen. Die Entwicklerinnen selbst, die Politikwissenschaftlerinnen Melanie Schmitt und Shéhérazade Elyazidi, präsentierten das eigens fürs Demokratiezentrum entwickelte Planspiel. Ziel des Planspiels ist die Auseinandersetzung mit problematischen Situationen bei der Integration von Flüchtlingen. Die Mitspielenden nehmen dabei ungewohnte Perspektiven ein, die an neue Erfahrungshorizonte heranführen. Die über 15 verschiedenen Rollen sind vielfältig und spiegeln die Realität gut wider, so die einhellige Meinung der Spielenden. Ein wichtiger Teil des Planspiels ist die Reflexionsphase, in welcher die Teilnehmenden ihre Rollen wieder abstreifen und das Erlebte diskutieren.
Planspiele sind ein innerhalb der politischen Bildungsarbeit beliebtes Mittel, um realistische Szenarien nachzustellen und unterschiedliche Standpunkte in Konfliktsituationen deutlich zu machen. Es ist eine spannende Form aktiven Lernens.
Mit der Kamera dokumentiert
Als weitere Möglichkeit, sich mit den Themen Flucht und Asyl zu beschäftigen, stellte die Filmemacherin Ulrike Kübler ihren Dokumentarfilm „Eine Welt in Bewegung – Stepping forward“ mit eigenem didaktischen Konzept vor. Der Film zeigt das Leben dreier Menschen, die schon vor vielen Jahren aus ihren Heimatländern flüchteten, um in Europa Schutz und Asyl zu finden, und die nun auf Malta leben. In Europas kleinstem Mitgliedsstaat wird deutlich, was passiert, wenn Politik und Gesellschaft nicht bereit sind, Ankömmlingen eine wahre Perspektive zu geben. Das Leben der Asylsuchenden am Rand der Gesellschaft ist gekennzeichnet von Ungewissheit, Perspektivlosigkeit und Enttäuschung. Der Film konfrontiert mit der Realität eines Asylbewerbers und löst Schicksale aus der Anonymität. Durch Expertenmeinungen und Texteinblendungen werden viele Einblicke in Europas Asylpolitik gegeben.
Ulrike Kübler wollte die Einsichten ihres Films auch für die Bildungsarbeit zugänglich machen. Deshalb entwickelte sie ein pädagogisches Konzept zur Arbeit mit dem Film im Schulunterricht für die Klassen 9-10 der Sekundarstufe I sowie die Klassenstufen 11-13 der Sekundarstufe II. Innerhalb eines Projekttags (vier Unterrichtsstunden) werden Arbeitsaufträge zum Film vergeben. Die Ergebnisse werden im Anschluss präsentiert. Alle benötigten Materialien zur Umsetzung des Projekts sind auf der Film-DVD enthalten. Thematisiert werden Fluchtursachen, Begriffsbestimmungen von Migration und Flucht sowie rechtliche Grundlagen für Asyl. Das Unterrichtspaket wird vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg für den Unterricht empfohlen und kann bereits über einige Kreismedienstellen ausgeliehen werden.