In unserer neuen Rubrik „Vier Fragen an …“ stellen Träger und Partner des Demokratiezentrums Baden-Württemberg ihre Arbeit vor.
Seit 1. Januar 2025 ist die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Baden-Württemberg einer der vier Träger im Demokratiezentrum Baden-Württemberg. Dessen Team stellt die Arbeit von RIAS Baden-Württemberg vor.
DZBW: Welche Vorfälle können der Meldestelle RIAS Baden-Württemberg gemeldet werden?
RIAS BW: Betroffene sowie Zeuginnen und Zeugen können uns vertraulich ihre persönlichen Erfahrungen mit antisemitischen Vorfällen melden. Wir erfassen Antisemitismus in all seinen Formen, was ebenso Vorfälle umfasst, die die Grenze zur Strafbarkeit (oder Ordnungswidrigkeit) (noch) nicht überschritten haben. Dies möchten wir hervorheben, um Betroffene, Zeugen und Zeuginnen zu ermutigen sich an uns zu wenden und antisemitische Vorfälle damit sichtbar zu machen. Jede Person kann sich bei uns melden, die
- … Zeugin oder Zeuge von antisemitischer Propaganda in der Öffentlichkeit wurde, bspw. bei Veranstaltungen oder in Form von Schmierereien, Stickern usw.
- … israelbezogenen Antisemitismus, antisemitische Verschwörungsmythen oder die Leugnung der Schoa wahrgenommen hat.
- … von Beschädigungen von Gedenkstätten, Friedhöfen, Synagogen oder privatem Eigentum von Jüdinnen und Juden mitbekommen hat.
- … telefonisch, per Post, per E-Mail oder auf Social Media antisemitisch angefeindet wurde.
- … antisemitische Angriffe, Bedrohungen, Diskriminierungen oder Beleidigungen erlebt oder beobachtet hat.
DZBW: Wie können die Vorfälle gemeldet werden?
RIAS BW: Melden Sie Vorfälle online über die Webseite www.rias-bw.de oder telefonisch während unserer Sprechstunden Montags und Dienstags von 14:00 bis 16:00 Uhr unter der Nummer 0711 228 362 1. Nach Absprache via E-Mail unter info@rias-bw.de können auch individuelle Sprechzeiten ausgemacht werden.
DZBW: Was geschieht mit den gemeldeten Vorfällen?
RIAS BW: Unser Ziel ist es, das Dunkelfeld des Antisemitismus in Baden-Württemberg zu erhellen. Dafür werden die Vorfälle in unserem wissenschaftlichen Kategoriensystem eingeordnet und aus vielen einzelnen Vorfällen ein auswertbarer Datensatz erstellt. Auf Basis der gemeldeten Vorfälle werden wir regelmäßig ein Lagebild zum Antisemitismus im Land publizieren. Dadurch werden antisemitische Erfahrungen und jüdische Perspektiven für die breite Öffentlichkeit nachvollziehbar/nachempfindbar. Einzelne anonymisierte Beispielvorfälle werden wir für die Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit verwenden – jedoch nur nach Zustimmung der Betroffenen.
DZBW: Welche Unterstützung bietet RIAS Baden-Württemberg Betroffenen an?
RIAS BW: Wir orientieren uns an den Bedürfnissen der Betroffenen: Wir unterstützen sie bei einer Anzeigenstellung sowie im Umgang mit Behörden und der Polizei. Für kompetente, psychosoziale Unterstützung vermitteln wir sie – auf persönlichen Wunsch hin – an OFEK Baden-Württemberg, der Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung.