Sternmarsch in Weil am Rhein: Aktionsbündnis „Miteinander“ setzt Zeichen

Bericht

Aufgrund der Vorfälle in Weils Stadtteil Friedlingen, in denen Gruppierungen der rechten Szene mehrfach in Erscheinung traten, bildete sich im August das überparteiliche Weiler Aktionsbündnis „Miteinander“, das für ein tolerantes und friedliches Miteinander aller Menschen steht. Sprecher Andreas Rühle sprach mit Sarah Trinler über den Verlauf der ersten großen Aktion des Bündnisses – der Sternmarsch mit Kundgebung am vergangenen Samstag in Weil am Rhein.

Sarah Trinler: Am Samstag haben Hunderte – die Polizei sprach von 450 Personen – ein Zeichen gegen Rechts gesetzt. Auch waren viele politische Vertreter beteiligt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf der Veranstaltung? Was hat Sie besonders beeindruckt?
Andreas Rühle: Mit dem Verlauf des Sternmarsches sind wir seitens des Aktionsbündnisses „Miteinander“ sehr zufrieden. Einerseits verlief der Sternmarsch sehr friedlich, andererseits konnten dabei viele Bürger aus Weil am Rhein und Nachbargemeinden persönlich Stellung beziehen, für welche Werte des Zusammenlebens sie stehen. Besonders beeindruckt haben mich die vielen guten Gespräche, der Austausch der Teilnehmer während des Sternmarsches, sowie ihr Ansporn, hier etwas gutes für das Miteinander der Bevölkerung in Weil am Rhein voranzubringen. Dies war an der Veranstaltung und ist auch im Nachgang sehr motivierend.
Sarah Trinler: Welches Signal hat der Sternmarsch gegeben?
Andreas Rühle: Mit der hohen Teilnehmerzahl hat die Weiler Bevölkerung hierbei deutlich Flagge gezeigt, dass die Menschen vor Ort Fremdenfeindlichkeit mit aller Entschiedenheit ablehnen, und sich für ein tolerantes und friedliches Miteinander aller Menschen, unabhängig der Herkunft oder Kultur, bekennen und dafür einstehen.
Sarah Trinler: Wie das Aktionsbündnis bereits im Vorfeld betont hat, soll der Sternmarsch kein einmaliges Bekenntnis sein. Wie geht es nun weiter? Ist schon die nächste Veranstaltung/Aktion geplant?
Andreas Rühle: Wir hatten bereits in der Folgewoche ein Nachtreffen und haben dabei den Sternmarsch analysiert und bewertet. Wir sehen die durchgeführte Aktion als einen wichtigen Meilenstein. Weitere Maßnahmen werden in der Zukunft folgen, denn dies ist weiterhin geboten und erforderlich. Wir werden hierzu auch gerne vorhandenes Know-how von bekannten Einrichtungen in Anspruch nehmen, wie zum Beispiel vom Demokratiezentrum Baden-Württemberg.
Sarah Trinler: Die Partei „Die Rechte“ hat die angemeldete Großdemo in Weil für Samstag, den 24. September, wieder abgesagt. Wie denken Sie über diesen „Rückzug“?
Andreas Rühle: Ich muss zugeben, wir haben uns gefreut, dass eine Absage des Aufmarsches erfolgte. Eine gewisse Erleichterung war zu erkennen. Das beste wäre, wenn dies auch dauerhaft so bleibt. Jedoch können wir aktuell nicht davon ausgehen und werden deshalb unseren eingeschlagenen Weg weiter verfolgen.
Sarah Trinler: Das Aktionsbündnis, dem sich viele Bürger angeschlossen haben, und der Sternmarsch haben ein Zeichen gesetzt und geben den Menschen etwas Orientierung in dieser schwierigen Zeit. Dennoch herrschen noch viele Ängste, besonders in Friedlingen. Was raten Sie diesen Menschen? Wie sollen sie mit der aktuellen Situation umgehen?
Andreas Rühle: Werteorientierung ist ein ganz wichtiger und entscheidender Punkt. Ich glaube, unser Sternmarsch gibt vielen Weiler Bürgern auch die Chance zu erkennen, dass es sich lohnt, für ein friedliches Miteinander einzustehen und danach zu handeln. Es ist aus meiner Sicht sehr hilfreich, dass in der aktuellen Situation verunsicherte Personen unsere Wertvorstellungen des Zusammenlebens zum einen vielfach hören, zum anderen diese aber auch spürbar beziehungsweise erlebbar werden lassen. Dies geht am besten, wenn wir vorurteilsfrei und respektvoll auf andere Menschen zugehen, miteinander reden und uns dabei persönlich kennen und schätzen lernen. Gut, wenn wir es schaffen, dabei eine persönliche Relevanz, eine persönliche Betroffenheit, herzustellen, um zu zeigen, dass man sich für den Anderen ehrlich interessiert. Dieses gelebte Miteinander gilt es deutlich auszubauen und zu verfestigen. Denn dies ist ein wahrer Goldschatz, den es zu hegen gilt – und daran arbeiten wir.

Artikel zum Thema:

Ein breites Bündnis für Demokratie – Rechtsextremistische Patrolen am Kulturzentrum Nellie Nashorn

Für Toleranz und Vielfalt

Weitere Informationen:

www.aktionmiteinander.de

https://www.badische-zeitung.de/weil-am-rhein/450-teilnehmer-bei-sternmarsch-fuer-ein-buntes-weil-am-rhein–127323634.html
www.verlagshaus-jaumann.de/inhalt.weil-am-rhein-hunderte-setzen-bei-sternmarsch-ein-

    

Von Sarah Trinler, Fotos: Sarah Trinler, Aktionsbündnis

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